Erst über Umwege fand das Multitalent Reinhard Gundlach zur Hifi-Kunst, die er als „Consequence-Audio” kredenzt.
von Udo Pipper
Allein der schöngeistige Ansatz ist uns sympathisch. Reinhard Gundlachs edle Röhrenkreationen stechen uns Jahr für Jahr im High End-Katalog ins Auge: mit edlen Wurzelhölzern furnierte und allerlei Edelmetall veredelte Kunstwerke, natürlich „vintagemäßig“ auf Röhrenbasis gefertigt.
Man denkt unweigerlich an die schicken Armaturenbretter englischer Luxuslimousinen. Und ebenso zwangsläufig identifiziert man diese audiophilen Augenweiden mit der vermeintlichen Zielgruppe: Pfeife rauchende Universitätsprofessoren in noblen Vorstadtvillen.
Doch ganz so einfach macht es uns der ruhige Künstler aus Hagen nicht. Was da vor allem als „Hommage“ an das Wahre, Schöne, Gute“ geschaffen scheint, steht technisch auf ganz festen Fuß und wird in erster Linie von anspruchsvollen „Hörern“ gekauft. Denn die etwas „altmodisch“ klingende Maxime des Westfalen wendet sich zuallererst an die Erfüllung der eigenen Ansprüche.
Er studierte u.a. Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte, schreibt und malt, betätigt sich seit den Achtzigern professionell als Sänger und Bandleader seiner Jazz-Combo, sammelt und fertigt Druckgrafiken oder sammelt alte Armbanduhren.
Das passt alles ins Bild!
Der technische Autodidakt wollte natürlich auch auf höchsten Niveau Musik hören. Und da hatte Gundlach wiederum seine ganz eigenen Ansprüche, welche die Händler und Hersteller nicht erfüllen konnten.
Also forschte er jahrelang nach dem „Maß des Klangs“ und landete schließlich bei selbst entwickelten Triodenschaltungen mit der Senderöhre 211, seinem selbst erklärten Liebling. Mit 1200 Volt Spannung sowie nach seinen Angaben gewickelten Trafos liefert ein Pärchen 211er ganze 20 Watt pro Kanal im Single-Ended-Class A-Betrieb. Genug Leistung, um auch wirkungsgradschwächere Wandler auf Trab zu bringen. Die sagenhaften Glaskolben klingen am besten als NOS-Versionen aus dem zweiten Weltkrieg. Man benötigt daher „die Spürnase eines Detektivs“, um einzelne perfekte Paare noch aufzutreiben.
Dann macht sich Gundlach ans Werk. Rund einhundert Stunden Handarbeit stecken etwa in einer „Satie“-Endstufe. Aufgrund der hohen Spannungen muss auf Betriebssicherheit und Langlebigkeit gesetzt werden. Gundlachs Produkte entstehen daher unter Absegnung einer Meisterhand und sind CE-konform.
Und da sich kein Lautsprecher finden ließ, der die Möglichkeiten seiner Verstärker bis zum Letzten ausspielte, entwickelte Gundlach gleich noch eine entsprechende Boxenserie dazu. Natürlich unter ähnlich strengen Vorgaben wie bei der Elektronik.
Wer nun von dem edlen Äußeren einer Conseqence-Audio-Anlage auf die inneren Werte schließt, sieht seine Erwartungen sogar übertroffen. Was nämlich zunächst nach vor Gefälligkeit triefendem “Röhrenklang“ riechen könnte, entpuppt sich im Hörtest als die musterfähige Erfüllung aller HiFi-Tugenden. So straff, so durchsichtig, so sauber und konturiert und doch so klangfarbenreich haben wir die Musik nur aus wenigen anderen Spitzenanlagen gehört. Dazu sitzt man einer offenbar unbändigen (Impuls-)Kraft gegenüber, die wesentlich zupackender und dynamischer ist, als man sie etwa von kleinen Triodenverstärkern mit 300B-Typen kennt. Erstaunlich auch, wie fein und unglaublich räumlich diese Röhren auflösen.
Das sollten Sie sich bei einem der handverlesenen Händler ( oder besser noch: beim Entwickler selbst ) anhören!